Eurasischer Grenzgang. Halbzeit beim TransUral-Ultramarathon
Erlebnisbericht von Dr. Michele Ufer
Wenn du Magnitogorsk für eine russische Wodka-Marke hältst, Lust auf Russisch-Roulette für Trailrunner hast oder einfach nur ein richtig schönes Lauf-Abenteuer jenseits ausgetretener Pfade genießen möchtest, solltest du weiterlesen.
Irgendwann im März letzten Jahres bin ich zufällig auf einen Hinweis zum TransUral-Rennen gestoßen. Große Resonanz schien es in der internationalen Community nicht zu erzielen, aber mein Interesse war geweckt. Ich schaute mir die Webseite etwas genauer an und war sogleich angefunkt. Zwar waren die meisten Infos nur auf Russisch verfügbar. Aber das, was ich lesen und vor allem an Fotos sehen konnte, reichte aus, dass sich eine innere Stimme meldete und entschied: „Da simma dabei.“ Zu der Zeit steckte ich in den Arbeiten an einem Buch, bei dem es um den bewussteren und souveränen Umgang mit den eigenen Grenzen geht. Das TransUral-Rennen schien mir aus zweierlei Gründen die perfekte läuferische Ergänzung meines literarischen Treibens.
Erstens erstreckt sich der Lauf entlang des Uralgebirges, welcher geografisch die europäisch-asiatische Grenze markiert. Gleichzeitig über Grenzen zu schreiben und auf ihr zu wandeln, schien mir ein attraktiver Gedanke, zumal das Ganze eine gehörige Portion Abenteuer versprach. Zweitens muss heutzutage gefühlt fast jedes zweite neue Rennen irgendwie noch härter, schwieriger, extremer, länger sein. Mit entsprechenden Attributen wird zumindest nicht gegeizt. Der TransUral-Lauf ist anders. Man hätte ihn als langes, schwieriges Monster-Rennen aufsetzen können. Hat man aber nicht, sondern das Ganze stattdessen als Rennserie über 4 Jahre konzipiert und damit einen Gang zurück geschaltet (...)
Erschienen in RUNNING - Das sportliche Laufmagazin (1/2020)
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